Im Jahr 2024 lag die mittlere Oberflächentemperatur der Erde erstmals 1,5 °C über dem vorindustriellen Niveau1. Damit wurde eine Marke von großer symbolischer Bedeutung überschritten, nachdem mit dem Übereinkommen von Paris im Jahr 2015 das ambitionierte Ziel gesetzt wurde, die Erderwärmung auf dieses Niveau zu begrenzen. Mit diesem raschen Anstieg der Durchschnittstemperaturen ist es nun eher möglich, dass die Erderwärmung ein Ausmaß von fast 3 °C erreichen wird, mit dem zahlreiche negative Folgen verbunden sind. Insbesondere werden physische Klimarisiken voraussichtlich häufiger eintreten und extremere Formen annehmen. Ereignisse wie Waldbrände, Überschwemmungen, Dürren, tropische Wirbelstürme sowie Hitze- und Kältewellen haben 2024 wirtschaftliche Schäden in Höhe von rund 300 Mrd. USD verursacht2. Das Wachstum der Schadenssummen liegt hierbei deutlich über der Inflationsrate. So sind beispielsweise die versicherten Schäden durch schwere konvektive Stürme in den letzten 15 Jahren jährlich um 8% gestiegen. Die Inflation macht dabei nur etwa ein Viertel des Anstiegs aus, während ein Achtel direkt auf den Klimawandel zurückzuführen ist3.
Da Klimaereignisse in sehr unterschiedlicher Form auftreten können, wird es kaum eine Region geben, die nicht in irgendeiner Weise betroffen ist. Um die Auswirkungen auf den globalen Wohlstand zu verdeutlichen: Sofern die Maßnahmen zur Umsetzung einer Nachhaltigkeitswende mit den Netto-Null-Verpflichtungen bis 2050 in Einklang stehen, werden die physischen Risiken das globale BIP um 3% belasten4 (2050-2100). Bei einer unveränderten Fortsetzung der derzeitigen Maßnahmen würde die Belastung für das globale BIP (2050-2100) bei 4% bis 5% liegen4. In einem Worst-Case-Szenario könnte der Effekt noch deutlich höher ausfallen. Folglich ist davon auszugehen, dass physische Klimarisiken zu Inflationsdruck auf die Volkswirtschaften führen werden und dass Unternehmen gezwungen sind, sich auf die wachsenden Bedrohungen durch klimabedingte Ereignisse einzustellen. In diesem kurzen Beitrag untersuchen wir, wie sich diese Risiken auf die Fundamentaldaten von Unternehmen auswirken, mit welchen aktuellen Maßnahmen sich die Unternehmen für jene Auswirkungen wappnen können und welche Branchen am besten aufgestellt sind, um diesen Herausforderungen zu begegnen.
Unternehmensumsätze beruhen im Wesentlichen auf zwei Variablen: Volumen und Preis. Diese hängen von verschiedenen Faktoren ab. Besonders wichtig sind jedoch ein solider Kundenstamm, eine produktive Belegschaft, verlässliche Sachanlagen und verfügbare Rohstoffe. Physische Klimarisiken wirken sich auf alle diese Faktoren aus. Ein anschauliches Beispiel dafür bieten die Öl- und Gasförderung im Golf von Mexiko sowie die Verarbeitungs- und Raffinerieanlagen im angrenzenden Louisiana. Jedes Mal, wenn Wirbelstürme über die Region hinwegfegen, wird die Rohölförderung im Golf durch erzwungene Abschaltungen, Auswirkungen auf die Arbeitskräfte vor Ort und Schäden an der Offshore- und Onshore-Infrastruktur beeinträchtigt.
Darstellung der Auswirkungen von Hurrikans auf die Rohölförderung im Golf von Mexiko
Klimaschäden können durch Betriebsunterbrechungs- oder Sachversicherungen abgedeckt werden. Diese entschädigen Unternehmen für Erlöseinbußen infolge einer Betriebsunterbrechung oder durch Sachschäden. Beunruhigend ist allerdings, dass die meisten Unternehmen, die in diesen gefährdeten Gebieten tätig sind, ihre Einnahmen nicht gegen Klimaereignisse absichern. Dies mag auf schlechtes Risikomanagement, steigende Prämien oder das große Ungleichgewicht zwischen mangelndem Angebot und ungedeckter Nachfrage im Hinblick auf diese komplexen Versicherungsprodukte zurückzuführen sein. Schätzungen zufolge hat sich die Lücke im Versicherungsschutz für Klimaereignisse in den letzten Jahren erheblich vergrößert und beläuft sich aktuell auf rund 160 Mrd. USD (55% der gesamten klimabedingten Schäden)5.
Auch die Umsatzkosten, die Betriebskosten und die Prioritäten bei der Kapitalallokation von Unternehmen sind von den Auswirkungen betroffen. Wie bereits erwähnt steigen die Versicherungskosten in gefährdeten Gebieten. Doch dies ist nur ein Teil der potenziellen Kosteninflation, denn physische Klimarisiken dürften auch zu höheren Energie- und Infrastrukturkosten führen. So wird der Energiebedarf der Unternehmen aufgrund von Hitze- und Kältewellen steigen. Im 3-Grad-Szenario wird die längste Hitzewelle in einem Land durchschnittlich 24,5 Tage andauern, und mehr als 16% der größten Städte der Welt werden jedes Jahr Hitzewellen mit einer Dauer von mehr als einem Monat erleben6. Am anderen Ende des Thermometers sind ähnliche Entwicklungen zu beobachten: Es kommt vermehrt zu unerwarteten Kälteeinbrüchen, die die Strommärkte im Winter zusätzlich belasten. Die Kosten für die Schaffung einer klimaresistenten Infrastruktur durch Neubau, Modernisierung oder Nachrüstung werden bis 2030 auf 140 bis 300 Mrd. USD und bis 2050 auf 280 bis 500 Mrd. USD geschätzt7. Dies umfasst Projekte wie die Gewährleistung robuster Wasser- und Stromversorgungsanlagen oder die Integration von Hochwasserschutzsystemen.
Die Rentabilität der Unternehmen, die in den betroffenen Gebieten tätig sind, dürfte somit leiden, da ihre Umsätze niedriger und ihre Kosten höher als erwartet ausfallen. Dies belastet die Wachstumsaussichten der Unternehmen, die viel Kapital in ineffizienter Weise für den Umgang mit diesen Szenarien einsetzen müssen.
Eine Möglichkeit, die Auswirkungen solcher Ereignisse auf Unternehmen zu begrenzen, besteht darin, Gebiete zu meiden, die aufgrund des Klimawandels extremen Betriebsbedingungen ausgesetzt sein werden. Angesichts der Volatilität und Unsicherheit, die diese Ereignisse mit Blick auf die Produktion und die Rentabilität verursachen werden, besteht ein wichtiger Schritt darin, gefährdete Gebiete durch eine gezielte Diversifikation zu umgehen. Aus einer kürzlich durchgeführten Umfrage unter Führungskräften in den USA geht hervor, dass bereits Anstrengungen in diese Richtung unternommen werden: Ein Viertel der Befragten bestätigte, dass ihre Aktivitäten aufgrund von Bedenken hinsichtlich des Klimawandels bereits zu einem gewissen Teil verlagert wurden8. Dies ist jedoch nicht immer möglich, insbesondere im Falle von Sachanlagen wie Rohstoffen, in Großstädten oder in Branchen mit historisch gewachsenen Zentren. Dadurch gewinnen Anpassungslösungen an Bedeutung. Diese sind wiederum mit den bereits erwähnten Kosten verbunden. Leider verfügt ein Großteil der Unternehmen immer noch nicht über eine entsprechende Strategie oder räumt ihr nicht genügend Priorität ein. Laut aktuellen Studien werden weniger als die Hälfte der Unternehmen, die über eine Klimaanpassungsstrategie verfügen, diese in den nächsten zehn Jahren umsetzen9.
Zeitpläne für die Klimaanpassungsstrategien von Unternehmen
Vor diesem Hintergrund muss die Bewertung einzelner Unternehmen individuell von Fall zu Fall erfolgen. Dennoch sind schon jetzt gewisse Gruppen von Gewinnern und Verlierern erkennbar. Anbieter von Ausrüstungen und unterstützenden Dienstleistungen für Versorger, Landwirtschaftsbetriebe, den Energiesektor und das verarbeitende Gewerbe dürften von den Investitionen in eine klimaresistente Infrastruktur profitieren. Insbesondere dürfte dies Spezialisten für Ingenieur-, Beschaffungs- und Bauleistungen, Produzenten bestimmter Arten von Baumaterialien und Systemherstellern in Bereichen wie Isolierung und HLK (Heizung, Lüftung und Klimatechnik) zugutekommen. Im Gegensatz dazu sind Unternehmen, die ohne gezielte Diversifikation und ohne Absicherung in gefährdeten Gebieten tätig sind, am anfälligsten für Verluste. Es droht ein Teufelskreis mit Störungen in den Lieferketten von Schlüsselindustrien und systemischen Risiken für die Versicherungswirtschaft. Die möglichen Folgen physischer Klimarisiken zwingen langfristig orientierte Anleger, sich mit den Folgeeffekten des Klimawandels auseinanderzusetzen.
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